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Iv. Naturbilder.
Außerdem schlafen viele zwei Drit-
theile des Winters hindurch, da es doch
nichts Gescheiteres für sie zu thun
gibt, wobei sie nicht so viel Stärkung
brauchen, als im Juni, wo sie täglich
16 bis 18 Stunden ununterbrochen auf
den Beinen und Schwingen sein müssen,
um für sich und ihre Nachkommenschaft
zu sorgen. — Doch wissen sie auch im
Winter mit ihren kleinen, runden,
scharfen und blitzschnellen Augen und
ihren beweglichen, spitzigen Schnäbeln
aus tausenderlei Winkeln und auf tau-
senderlei Weise Frühstück, Mittag- und
Abendbrod zu finden. Die Speisekam-
mer der Vögel ist meilengroß; Men-
schen und Thiere gehen im größten Hun-
ger daran vorbei, ohne ihnen Etwas
wegzunehmen. In den Ritzen rauher
Baumrinden, in den Höhlen und Löchern
alter Bäume, zwischen verwitterten Grä-
sern, in Tausenden, in Millionen kleiner
Samenkörnchen, die der eisige Nord,
als Säemann des künftigen Frühlings,
aus vertrockneten Kapseln umherstreut,
an verlornen und vergessenen wilden
Früchten, überall in Wald und Feld,
unter sammetnen, auch im Winter noch
grünen Moosen finden die kleinen mun-
tern Sänger von Flur und Feld ihre
besetzten Tafeln. Und was die Schlaf-
stelle betrifft, machen sie sich selbst zum
warmen Bett, indem sie Schnabel und
Köpfchen unter dem Flügel verbergen,
während der durchdringendste Ost macht-
los über ihr warmes Federbett hinrafft.
So schlafen sie ruhig, gesund und warm
lange, lange Januarnächte hindurch.
Und wenn die ganze Landschaft umher
mit starrem, weißem Schnee bedeckt ist
und nicht einmal der starke Huf durch
die gefrorne Decke bricht, finden die
Vögel doch noch ihren Weg und ihren
Speisebedarf zwischen Gebüsch und Dor-
nen und picken umher in Farrn und
Flechten, durchsuchen Holzstöße und Ge-
treidemagazine, hohle Banmwnrzeln, die
noch schwarz aus dem Schneetuche her-
vorragen. Wird's aber gar zu arg
und mager draußen, so legen auch die
wildesten, menschenscheuesten Vögel ihre
Furcht vor des Menschen Haus und
Hof ab und gucken in die Scheune
hinein, wo der staubige Drescher sie
nicht beachtet, und nehmen ihm, oft
mit der größten Keckheit, aber äußerst
schlau, gute, fette Körner dicht vor der
Nase weg. Sie hüpfen und picken zwi-
schen Stroh und Düngerhaufen, zwischen
Kühen und Gänsen umher, umzingeln
die Hühner, wenn diese gefüttert werden
und nehmen Alles mit einer Geschwin-
digkeit und Schlauheit in Beschlag, die
ergötzlich ist. Dann machen sie An-
griffe mitten unter den Füßen des grim-
migen Hahnes hinweg in das Bereich
der fleißigen Schnäbel, vor jedem Korne,
das sie hinwegschnappen wollen, erst
genau beobachtend, ob auch die nächste
Henne mit einem neidischen Seitenhiebe
ihres scharfen Schnabels nicht Einspruch
thun könnte. Das geht Alles so blitz-
schnell, daß man nicht so geschwind
sehen kann, wie sie die Lage jedes
Kornes erst genau berechnen und jedes
unbeschützte sofort wegpicken, in dem-
selben Augenblick schon wieder ein an-
deres ausmessend, welches sie immer
richtig treffen, so daß Hahn und Hühner,
die manchmal mit einem ärgerlichen
Zanktone nach ihnen hacken, immer da-
neben treffen. Und wo haben nicht
überall auf der Schneedecke Pferde oder
Hunde oder andere Thiere gefressen?
Da finden sich auch immer eine große
Anzahl Vögel ein und halten ihre
Mahlzeit; ja sie scheuen sich sogar nicht,
mit dem Pferde zu gleicher Zeit aus
derselben Krippe zu fressen! —
Zu dem Gemüse und den Mehl-
speisen werden auch Fleisch und Braten
angeschafft. Millionen von Schmetter-
lingen und Insekten haben Eier und
Junge in Concons gesponnen und nach
ihrer Weise gut versteckt, aber die kleinen
Blitzaugen des Vogels wissen überall
solche kleine Eier- und Fleischmärkte
auszuspioniren und mit der größten
Geschwindigkeit aufzuräumen: eine wahre
Wohlthat für die Blätter und Sprossen
des künftigen Frühlings, die im Keime
rein aufgefressen werden würden, wenn
die Vögel nicht ihre Eier- und Fleisch-
speisen aus diesen unerschöpflichen Quel-
len des Ungeziefers bezögen.
2. Die kleine Meise stöbert zwischen
Strohdächern und altem Reisig nach
Insekten. Die Bachstelze marschirt
170. Die Austern.
365
Sie muß immer einige Klafter am Boden
bleiben, damit der Köder nicht von
anderen Seethieren abgefressen wird.
Hat nun der Fischer die Netze oder
Angeln gezogen und sein Boot mit
Fischen gefüllt, so eilt er damit an's
Land zurück, wo der Kaufmann wartet.
Dort werden die Fische gezählt und die-
sem überliefert. Schaluppen stehen bereit,
in deren Raum sie geworfen werden,
und sobald die Fahrzeuge gefüllt, eilt
man nach Bergen.
Dort nun eröffnet sich ein neues
Schauspiel. Arbeiter karren den Häring
aus den Schiffen unter die weiten Durch-
gänge der Häuser. Hier sitzt von Ton-
nen umringt eine gehörige Anzahl Men-
schen, größtenteils alte Frauen, die
mit dem Messer in der Hand das Werk
des Ausweidens verrichten. Die Weiber
ergreifen einen Häring nach dem andern,
schneiden ihm die Kehle auf und reißen
mit einem kunstmäßigen Zug das Ge-
därm heraus. Dann werfen sie ihn in
die bereitstehenden Fässer, und sie haben
in dieser Arbeit eine solche Fertigkeit,
daß viele tausend Fische täglich durch
ihre Hand gehen. Sobald diese Fässer
gefüllt sind, werden sie von anderen
Arbeitern an den Platz des Einsalzens
gefahren, dort in Tonnen verpackt, mit
der Salzlacke begossen, vom Böttcher
geschlossen, und sind nun zur Ausfuhr
fertig und bereit.
Wenn man bedenkt, daß von Bergen
allein jährlich an 300,000 Tonnen
Häringe ausgeführt werden, so kann man
sich einen Begriff von der Größe und
Lebendigkeit dieses Handels machen. Alle
gewinnen dabei. Das Holz zu den
Fässern kommt aus den Wäldern, und
die Eigenthümer derselben, die Bauern,
welche es heranfahren, die Handwerker,
welche es bearbeiten, die Frauen und
Kinder, die den Häring kehlen, die Fischer
und Schiffer, die Bootsleute und Rheder,
vor allen aber die Kaufleute, theilen den
Gewinn.
Aber wie viele Gefahren, wie viele
Mühen und fast übermäßige Anstren-
gungen erfordert dies Fischergewerbe!
Wie viel entsetzliche Noth bringt es mit
sich! Man denke sich das nordische Meer
am Ende des Januarmonats, von Or-
kanen gepeitscht, die mit rasender Wuth
über nackte Klippen jagen. Man denke
sich diese Brandungen, diese eisigen Wo-
gen, diese kalten Regengüsse, diese Schnee-
stürme, die Elemente verbündet und im
Aufruhr: dann erst erscheint es doppelt
wunderbar, wie zähe die Kraft des Men-
schen, wie kühn sein Wille, wie gierig
sein Verlangen nach Gewinn, wie son-
derlich sein ganzes Wesen. Nur durch
Kunst hat er sich des ewig beweglichen
Elements bemächtigt, nur mit Gefahr
seines Lebens erhält er sich darauf und
doch fragt er nicht nach Sturm und
Eis und nach den schrecklichsten Ent-
behrungen. Eine Art Raserei ergreift
ihn, wenn es heißt: „Die Fische sind
da!" Es ist, als habe er die wilde, be-
gierige Lust an Kampf und Sturm mit
zur Welt gebracht; es zieht ihn, als
könne er nicht anders. Wie den kühnen
Alpengänger das rauschende Dickicht der
Wälder, so lockt den armen Nordlands-
fischer das brausende Wogen des Meeres;
jener träumt von dem Prachtgehörn der
Gemse und vom Knall seines Feuer-
rohres, dieser von den ungeheuren Netzen
und dem silberglänzenden Gewimmel
darin — auf den Bergen schweifen, auf
den Wellen fahren, dünkt allen viel
schöner, als in Städten wohnen und
an vollen Tischen sitzen. So mächtig
ist der Trieb zu wagen und zu gewinnen
— oder zu verlieren.
170. Die Austern.
1. Die Austern gehören zu den kopf-
losen Mollusken oder Weichthieren und
bilden eine der sechs Familien dieses
in Schalen wohnenden Meervolkes, welche
der Ehre theilhaftig sind, meistens nur
den vornehmen Herren zur Speise die-
nen zu dürfen. Sie wohnen entweder
auf Felsengrund oder auf Sand oder
auf Schlamm und sind der Farbe nach
verschieden. So ist die spanische
Auster in rothe Schalen gekleidet, die
il ly rische in braunen Panzer gehüllt
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
14
I. Erzählungen.
stand, mit gutem Appetit ein Stück Lim-
burger Käse, und wenn es ihm wieder
einmal schwer fallen wollte, daß so viele
Leute in der Welt so reich seien, und
er so arm, so dachte er nur an den Herrir
Kannnitverstan in Amsterdam, an sein
großes Haus, an sein reiches Schiff und
an sein enges Grab.
9. Der Solnhofer Knabe.
An der Altmühl, ungefähr eine Vier-
telstllnde unterhalb Solnhofen, ist eine
Glashütte im Gang. Das Holz zu den
Oefen kann leicht über die jähen Berg-
wände herabgelassen werden, und der
reine, zuckerweiße Sand findet sich da
und dort in Nestern, einen oder wenige
Schuhe unter dem Rasen.
Ehe man aber anfing, diesen Sand
in Glas zu verwandeln, bestreuten oder
fegten schon die Hausfrauen in der Um-
gegend ihre Stubenböden, Tische, Bänke,
hölzernen Geschirre u. s. w. damit, und
kauften ihn von Weibern, die ihn bei
Solnhofen gruben und in kleinen Säck-
chen zum Verkauf in die umliegenden
Orte trugen.
In der ältesten Zeit befaßte sich eine
Zeit lang nur ein einziges Weib mit
diesem beschwerlichen Handel, bei welchem
sie oft über fünfzig Pfund auf dem Rücken
aus- und nur ein paar Heller in der
Tasche dafür heimtrug. Es war eine
Wittwe in mittlerem Alter, und hatte
einen Knaben von zwölf Jahren, der im
Sommer die Ziegen des Orts hütete und
im Winter mit seiner Mutter in den unter-
irdischen Felsklüsten Sandnester aufsuchte
und ausbeutete, wenn mml vor Schnee
und Eis in den Boden kommen konnte.
Einmal in einem besonders harten
Winter wollte es den guten Leuten gar
nicht gelingen. Lange war der Boden
bald so fest gefroren und bald so hoch
mit Schnee bedeckt, daß sie gar nichr zu
ihrer uuterirdischen Nahrungsquelle ge-
langen konnten. Der kleine Vorrath von
Sand, den sie sich im Herbst gegraben
hatten, ging zu Ende, und mit ihm das
Brod, das sie sich für die erlösten Pfen- k
nige aus den benachbarten Orten mit- ;
zunehmen pflegten. An den Sommer- '
seiten der Berge, wo die Februarsonne
die dünneren Schneeschichten weggeleckt
hatte, fingen sie nun an zu schürfen, aber
überall vergebens und ohne Erfolg. Ihre
> Werkzeuge zerbrachen, und sie hatten noch
! kein weißes Sandkorn gefunden. Dazu
ging das Futter für die Ziegen auf die
Neige, und in der Hütte waren nun vier
Geschöpfe, denen der Hunger aus den
Augen sah. Das einzige, was sie noch
unter sich theilen konnten, war eine Kufe
mit eingestampften Rüben und weißem
Kohl, und auch diese stritten schon mit
dep Verwesung, weil sie nur wenig ge-
salzen waren. Die Geißen erhielten ihren
Antheil roh, wie er aus der Kufe kam,
die Portionen für sich und ihren Knaben
kochte die Wittwe und salzte sie oft mit
ihren bittern Kummerthränen. Denn es
war damals unter ihrem Dache, wie in
der Hütte der Wittwe von Zarpath, als
sie dem Propheten antwortete: „So wahr
der Herr, dein Gott, lebet, ich habe
nichts Gebackenes; nur eine Hand voll
Mehl im Topf und ein wenig Oel im
Kruge. Und siehe, ich habe Holz aufge-
lesen und gehe hinein und will mir
und meinem Sohne zurichten, daß wir
essen und sterben."
Der Knabe liebte seine Mutter und
bewies seine Liebe meistens dadurch, daß
er nie über seinen Hunger klagte, son-
dern geduldig von einer Mahlzeit aiff
die andere wartete und überhaupt alles
vernlied und verbarg, was ihr das Herz
noch schwerer machen konnte. Aber fast
die ganze andere Hälfte seines Herzens
war den Ziegen zugewandt, und es wollte
ihm brechen, wenn er sah, wie sie, von
Hunger getrieben, an der Kufe hinauf-
sprangen und vergebens Hals und Zunge
streckten, um die Neige darin zu erreichen.
Hätten sie von seinen schönen Worten
und Vertröstungen aus den nahen Früh-
ling satt werden können, dann hätten sie
mehr als genug gehabt. Aber so wur-
den sie immer magerer, und der Knabe
entschloß sich endlich, für sie zu thim,
was er noch nicht einmal für seine Mut-
ter gethan hatte.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
12. Zwei Fahnenjunker.
19
schwieg. Der Ausgang des Feldzuges nach
Rußland ist bekannt. Geschlagen, zerstreut,
durch Kälte und Hunger fast aufgerieben,
von den nachsetzenden Kosaken auf dem
Fuße verfolgt, flohen die Neste der fran-
zösischen Armee nach Polen zurück.
Es war an einem der kältesten Win-
tertage, und unser polnischer Wirth eben
damit beschäftigt, das Eis vor seinem
Brunnen aufzuhauen, als eine in Lum-
pen gehüllte, abgezehrte und vor Kälte
fast erstarrte Menschengestalt ans ihn
zuwankte. Kaum erkannte der Jude in
diesem armseligen Gerippe den vorher so
stattlichen Sergeanten wieder, welcher mit
wildem Uebermuthe das Schwarzbrod von
sich geworfen hatte. Vor Frost zitternd
und dem Hungertode nahe, flehte der Un-
glückliche demüthig um Aufnahme und
Pflege. Der Wirth führte ihn gleich in die
Stube, wo schon Stroh auf dem Boden
bereit war. O wie erquickte die arme
Lagerstätte im warmen Zimmer den vor
Kälte fast erstarrten Soldaten! Nur sein
leerer Magen wollte sich damit nicht
ganz begnügen. Der Wirth, wohl mer-
kend, wo es fehle, ging und brachte
statt der erwarteten Schüssel nichts als
— einen Schlüssel. Mit diesem öffnete
er den Wandschrank und langte aus
demselben ein Stück kohlschwarzes, stein-
hartes Brod hervor. „Freund," sprach
er zum Sergeanten, „kennst du dieses
Brod? Bis zu deiner Zurückkunft ist es
freilich sehr hart geworden; doch ich
denke, der Hunger hat gute Zähne!" —
„Ja, die hat er," entgegnete der Soldat
und griff gierig nach dem steinharten
Brode. Schnell hatte er es verzehrt,
während der Jude mitleidig zuschaute.
Eine Thräne rollte diesem die Wange
herab und er rief aus: „Gott Abrahams,
Isaaks und Jakobs, du bist gerecht und
gerecht sind alle deine Gerichte! Sieh'
Fremdling, damals als du dieses Stück
Schwarzbrod wegwarfst, dachte ich schon,
vielleicht kommt die Zeit, wo du gerne
deinen Hunger damit stillen möchtest!
Und heute ist die verachtete Gabe ein
Leckerbissen für dich gewesen." Beschämt
schlug der Soldat seine Augen nieder;
dann hob er wehmüthig seine Blicke gen
Himmel und bat Gott und den Wirth
um Verzeihung ob des begangenen Fre-
vels. Dieser reichte ihm die Hand, er-
quickte ihn mit Speise und Trank, gab
ihm noch Lebensmittel auf mehrere Tage
mit und zeigte ihm einen sichern Weg,
auf welchem er, ohne von den nachsetzen-
den Kosaken beunruhigt zu werden, in
kürzester Zeit nach Wilna zu seinem Re-
gimente gelangen konnte.
12. Zwei Fahnenjunker.
Der unheilvolle Tag von Jena und
Auerstädt (14. Okt. 1806) war zu Ende.
Das preußische Heer war auseiuander-
gerissen, zersprengt und zog sich in ein-
zelnen Abtheilungen planlos, ohne ein-
heitliche Leitung zurück. Noch wäre nichts
verloren gewesen, wenn ein Mann es
verstanden hätte, die Trümmer des Hee-
res mit besonnenem Muthe zusammen
zu ziehen; denn diese waren noch stark
genug, um dem Feinde dreist die Stirne
bieten zu können. Wenige Tage darauf
war es schon zu spät. Ohne Widerstand
zu leisten, streckten mehrere Corps die
Waffen, wie ja ein muthloses Beispiel
in der Zeit des Unglücks Tausende mit
sich fortreißt, weil Ruhe und Besonnen-
heit fehlen.
Diesem entmuthigenden Beispiele aber
folgte das Regiment Treskow nicht. Die-
ses war eines der schönsten und tapfer-
sten in der ganzen preußischen Armee.
Seit langen Jahren fftand es in dem
Rufe der Unerschrockenheit und todes-
muthigen Kühnheit. Bei Cröllwitz un-
weit Halle stieß es auf eine weit über-
legene französische Heeresabtheilung. Sich
unbemerkt zurückziehen war unmöglich;
außerdem schloß hinter Cröllwitz die
Saale jeden weitern Rückzug ab. Der
tapfere Commandant faßte den Entschluß,
die feindliche Colonne zu durchbrechen;
aber auch diesen Entschluß mußte er
wieder aufgeben, denn der Feind war
zu stark, und überdies das Terrain zu
ungünstig. Es blieb nur eine Wahl,
Streckung der Waffen oder äußerste Ver-
theidigung und Tod. Der Commandant
2*
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
48. Die bayerische Pfalz.
99
sind einige gelagert. Mehrere Haupt-
straßen durchschneiden dieses Gebiet, aber
sie haben nicht den Zweck in, sondern
durch das Gebirg zu führen. Deß-
halb, und weil sich nur wenige und un-
bedeutende Seitenwege abzweigen, konnten
sich auch an diesen Straßen keine bedeu-
tenden Ortschaften bilden. Seit die Eisen-
bahn durch das Westrich führt, sind die
Straßen ohnehin fast verödet. Das
war zur Zeit der Napoleonischen Kriegs-
züge freilich anders. Da mußte ein
Posthalter hundert Pferde halten, der
jetzt keine sechs mehr braucht; da kehr-
ten täglich im Stationshause mehr Mar-
schülle, Generale, Minister und Gesandte
ein, als heut zu Tage Handwerksbursche;
4. Das hüg
Unter dem hügeligen Westrich ver-
steht man das Gebiet der großen, von
Hügeln umsäumten Torfmoorniederung,
die sich vom Saume des Gebirgs bei
Kaiserslautern westwärts nach Hom-
burg zieht; dann den bayerischen An-
theil am pfälzisch-saarbrückischen Stein-
kohlengebirg und im Süden das wellen-
förmige Hügelland an der Blies bis
hinauf zu den Waldbergen von Pir-
masenz und Waldfischbach.
Die Thäler werden allmählich breiter
und bequemer zur Straßenführung; zahl-
reiche flößbare Bäche führen zur Ebene
hinaus. Wald, Flur und Wiese wechseln
in den vielgestaltigen Hügelzügen derart,
daß meist der Wald die Höhe, das Acker-
feld den Abhang, die Wiese den Thal-
grund einnimmt. Doch findet man, be-
sonders in der Gegend von Zweibrücken,
auch häufig das Saatfeld auf der Höhe, den
Wald dagegen am Abhange des Berges.
Die Felder der Höhen sind größten-
theils trocken und eignen sich am besten
zum Kartoffelbau, der denn auch hier
in der ausgedehntesten Weise betrieben
wird. Von der reichen Kartoffelernte
der Pfalz trifft auf das hügelige Westrich
der größte Theil*). In günstigen Lagen
*) Selbst im Mißjahre 1851 erzeugte die
Pfalz 4,330,000 Centner, etwa die Hälfte einer
reichen Ernte. Nimmt man die Einwohner-
schaft der Pfalz in runder Zahl zu 600,000
an, so treffen auf den Kopf selbst bei der Miß-
ernte täglich 2 Pfund Kartoffeln.
und ein Postillon dankte damals kaum,
wenn er nicht mehr als ein Fünffranken-
stück Trinkgeld bekam.
Schon diese Straßen durch die eng-
gewundenen Thäler sind bewunderns-
werthe Kunstbauten; und gar erst die
Eisenbahn! Sie ist eine der merkwürdig-
sten in Deutschland, ja in Europa. Es
folgt Tunnel an Tunnel; zwölf auf einer
kurzen Strecke hinter einander, einer so-
gleich hinter Neustadt durch den Berg,
den die Wolfsburg krönt. Mit den
Tunnels wechseln kunstreiche Ueberbrück-
ungen, und oft liegen Ortschaften und
Fluren tief unter dem vorübersausenden
Zuge.
ige Westrich.
liefert der Morgen wohl 100 Centner
Kartoffeln, darunter Prachtexemplare bis
zu 3 Pfund. Der Westricher kennt sehr
wohl die Wichtigkeit seines Kartoffelbaues,
und die Kartoffelernte wird ihm so gut
zum Fest, wie dem Winzer die Wein-
lese. Wer den „alten Mann kriegt",
d. h. die letzte Kartoffelstaude des Ackers
ausmacht, der hat den Vortanz auf dem
„Grumberball".
Darin steht der Westricher gerade
im Gegensatz zum Bewohner des Fran-
kenthaler Gartenlandes, welchen es be-
leidigt, wenn man ihn fragt, ob er auch
„Erdäpfel" baue! Nebst den: Kartoffel-
bau betreibt der Westricher vorzüglich
Viehzucht, besonders in niedrigeren Ge-
genden, wo fette Weiden und üppige
Wiesen sich ausbreiten. Das Vieh an
der Glan und um den Donnersberg
ist das beste in der Pfalz. An der
Glan hat man eine eigene Race von
weißlicher Farbe. Das scheckige Vieh,
in der Ansbacher Gegend so geschätzt,
liebt man dort gar nicht und ein Volks-
spruch sagt: „Narren und Gecken kaufen
die Schecken."
In der Regel mästet man das Vieh
im Westrich nicht aus, sondern verkauft
es zu diesem Zwecke an die reichen Guts-
besitzer der Vorderpfalz, von wo es nach
Paris oder in die großen Nheinstädte
wandert. Man sagt, im Westrich wür-
den dem Rindvieh die Knochen angefüttert,
7*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Ortsnamen: Kaiserslautern Hom- Waldfischbach Deutschland Europa Wolfsburg Fran- Donnersberg Pfalz Paris Westrich
171. Das Pflanzenleben im Winter.
367
verpackt und auf den Markt gebracht.
Wenn aber die Auster in der Tonne ihre
Schalen öffnet, so stirbt sie und in diesem
Falle ist der Genuß des Thieres stets
mehr oder minder giftig, während sie
außerdem den heilsamsten Einfluß ans
die Gesundheit der Menschen äußern soll,
da ihr Fleisch sehr zart und wohlschmeckend
ist. Die sehr beliebte grüne Auster ist
eine Eigenthümlichkeit Frankreichs
und kommt an den Bänken der Bretagne
vor. Die berühmtesten Austernfischereien
aber finden sich in England an den
Buchten der Küstenflüsse von Essex, Kent
und Sussex. Eine vortreffliche Auster
ist auch die von Ostende. Sie hat
eine feine, dünne und fast durchsich-
tige Schale, ist sehr voll, weiß und fett
und leicht verdaulich, und kann auch auf
große Entfernungen verschickt werden,
ohne zu verderben, denn sie erhält sich
11—17 Tage. Sehr achtbar ist ferner
auch die Schleswig-Holsteiner
Auster, welche ihre Hauptniederlassung
an der Westküste zwischen Husum und
Hoyer und den Inseln Föhr und Sylt
hat. Die Helgoländer endlich sind
die größten ihres Geschlechtes, doch haben
sie nicht den feinen Geschmack und wer-
den nur im Nothfalle gegessen. Noch
weniger werth sind die von Norwegen.
Besser schon sind die Bremer und die
holländischen Austern. Einen vor-
trefflichen Geschmack hat aber die s p a-
nische Auster, doch muß man sich beim
Oeffnen der Schale und ebenso beim
Lostrennen des Thieres sorgfältig in
Acht nehmen, daß man die doppelte
Schale nicht zerbricht, denn diese enthält
Schwefelwasserstoff-Gas, welches einen
entsetzlich widerlichen Geruch und Ge-
schmack hat und giftige Wirkung äußert.
Die amerikanische Auster ist auch
ziemlich groß und doch sehr wohlschmeckend.
Von den Indianern daselbst wissen
wir, daß sie Monate lang von nichts als
Austern lebten. Auch in Afrika gab
es ehedem viele Austernfreunde. Ueber
die Austern des Mittelmeeres läßt
sich wenig sagen; möglich, daß sie früher
besser waren als jetzt, denn die feinsten
Austernschmecker fand man im alten
Rom. Die Kaiser verspeisten täglich
viermal Austern und jedesmal viele
Dutzende. Seneca pries die Auster mit
folgenden Worten: „O Auster, so werth
den Leuten von gutem Geschmack! Du
erregst den Appetit statt ihn zu sättigen,
und nie verursachst du Ueberladung, nicht
einmal, wenn man dich bis zur Ueber-
treibung verschlungen."
171. Das Pslanzenleben im Winter.
Wenn im deutschen Vaterlande die
Ernte vorüber ist und die Nachtfröste ein-
treten, dann verfärbt sich das Laub unserer
Bäume und die Herbststürme schütteln es
allgemach ab. Das Laub der Birken,
Weiden, Linden, Pappeln wird durch
den Frost gelb; das des Birnbaums und
Epheus roth, das der Eichen braun. Auch
die Lärche verliert durch den Frost ihre
Nadeln; aber die Kiefern, Fichten und
Tannen behalten sie. Die übrigen
Bäume stehen entlaubt da, ihre Zweige
sind kahle Reiser. Auch die Sträuche
und Stauden sind kahl und an den
Kräutern und Gräsern sind Blätter,
Stengel und Halme erfroren. Dichter
sagen dann wohl: die Natur schläft,
ruht, ist erstarrt oder gar todt. Aber
sie ruht und schläft nicht, noch weniger
ist sie todt und erstarrt; nur ist ihr
Leben im Winter ein anderes als im
Sommer. Wie kalt es auch im Winter
ist, im Stamme unserer Bäume und
Sträucher ist immer noch ein gewisses
Maß von Wärme: die Zellen, welche
das junge Holz bilden, enthalten ihren
Zellensaft, und auch die Winterperiode
setzt ihre Holzschicht an, wie die Som-
merperiode. Aber die Winterholzschicht
ist dünner, als die Sommerholzschicht,
und die Abwechselung beider zeigt sich
auf dem Querschnitte des Stammes
in den sogenannten Holzringen. Darum
steigt auch der Saft, obschon langsamer,
im Winter bis in die äußersten Spitzen
der Zweige und belebt diese mit ihren
Blättern. — Blätter? — Sind diese
denn nicht schon im Herbste abgefallen?
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für schweres Geld kaum zu haben, so daß man an
den Bäckerläden um den Hausbedarf des Brodes sich
fast streiten mußte. Doch diese vorübergehende Noth
wurde in den darauf folgenden Jahren des Ueber-
flusses, bald wieder verschmerzt und vergessen, und
von Seiten der Regierung that man Alles, um das
Elend zu lindern, so daß man jene Zeit der harten
Prüfung mehr nur eine Theurung, als, wie frühere
Ereignisse der Art, eine eigentliche Hungersnot!) nen-
nenkonnte. Namentlich hatte der huldvolle, damalige
Kronprinz Ludwig in jener Zeit der großen
Noth an die bedauernswürdigsten Armen des Landes
freundlich gedacht; er erweiterte im I. 1816 die
Blindenanstalten zu Würzburg und Regensburg durch
reichliche Schenkungen, und gab Hunderten der ar-
men Leute Brod wie Unterhalt durch den damaligen
Bau der Glyptothek.
König Maximilian war ein Herr, welcher,
wie wenig Fürsten, das Familienglück in seinem Hause
genossen hatte. Was er selber besaßt daß wollte er
auch seinen Unterthanen gewähren; sein ganzer Staat
sollte aus glücklichen einzelnen Familien, dann aus
Verbindungen von Familien bestehen, die zuletzt alle
unter einem gemeinsamen Oberhaupt und Gesetz,
dennoch jede ihre eigene hausväterliche Macht genößen.
Von dieser väterlichen Gesinnung für Volk und Land
zeuget das Gemeindeedikt von 1818. Vermöge desselben
erhielten die Gemeinden die freye Wahl ihrer Vor-
stände und Bevollmächtigten, das Recht der selbst-
ständigen Anordnung ihrer Communal- und Gewerbs-
angelegenheiten, der Verwaltung ihres Gemeinde -
und ihres Stiftungsvermögens. Es war dieses eine
der Grundlagen der Verfassungsurkrrnde des
10*
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Maximilian Maximilian
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den Gegenden des gelobten Landes bey Bethlehem
und Hebron gleich. Aus dem uns im Süden lie-
genden Alpengebirge erhalten wir munter daher rau-
schende Flüsse; grün wie das Eis der Gletscher. Diese
geben dem mächtigen Donaustrom seine erste Nahrung
und laufen, vermischt mit seinen Fluthen, zum schwar-
zen Meere. Unser Fichtelgebirge, im Norden des
Landes, sendet seine Quellen nach den vier Him-
melsgegenden: durch Sachsen, Böhmen, die obere
Pfalz und durch Franken; der Main vor Allen, mit
seinen Nebenflüßen, durchströmt ein reich angebautes
Gebiet, bringt überall Leben und Thätigkeit der Ge-
werbe mit sich und schließt ein natürliches Bündniß
zwischen unserm Land und den Nachbargegenden des
mächtigen Rheinstromes.
Was die Erzeugnisse des Bodens betrifft, so
erbaut unser Bayern eine Fülle des Getreides, des
guten Obstes und des köstlichen Weines; es hat die
besten Lagen für Viehzucht, ist reich an den man-
nigfaltigsten Arten der Fische und hegt in seinen
Waldungen das edelste jagdbare Wildpret; auf den
Alpen wohnt die Gemse und horstet der Adler; in
manchen seiner Bäche finden sich Perlen; in seinen
Gebirgen Eisen und Salz, Marmor und Alabaster;
wer sollte da nicht bekennen müssen: Bayern ist ein
reiches, gesegnetes Land.
Aber nicht nur durch das, was schon von sel-
der die Natur darbietet, sondern eben so sehr und
noch mehr durch das, was die künstliche Menschen-
hand erbaut und hervorgebracht hat, steht Bayern
neben andren Nachbarländern groß und preißwürdig
da. Welcher Fremde, der etwa von Norden herein
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Extrahierte Ortsnamen: Bethlehem Hebron Donaustrom Sachsen Main Rheinstromes
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dessen Nachkommen sich das Haus Wittelsbach bis
auf unsre Tage erhalten hat; 4) Otto I., welcher
Mosbach, dann seit 1448 die Oberpfalz erbte und
dessen Sohn Otto Ii. 1499 unverheirathet starb.
Unter den Nachfolgern Ludwigs Hl., des Sohnes
Kaiser Ruprechts, zeichnete sich vor Allen aus:
Churfürst Friedrich 1., mit dem Beynamen: der
Siegreiche. Er war der jüngere Sohn Ludwig Iii.,
übernahm nach des älteren Bruders Ludwig Iv.
Tod im I. 1449 die vormundschaftliche Fürsorge für
seinen erst 13 Monate alten Neffen Philipp, dann,
den Wünschen der Unterthanen nachgebend, die Chur-
würde. Er war ein Feind aller Gewaltthätigkeiten
des bewaffneten Adels gegen das arme Volk, zer-
störte viele Raubschlösser, demüthigte mit seinen im-
mer siegreichen Waffen manchen mächtigen Störer
der öffentlichen Ruhe. Dieser Friedrich I. ist es
gewesen, welcher, als er das überlegne Heer seiner
Feinde im I. 1462 aus der Ebene von Seckingen
überrascht und großentheils gefangen genommen hat-
te , die Anführer derselben, namentlich den Grafen
Ulrich von Würtemberg, den Bischof von Metz, den
Markgrafen von Baden mit sich nach Heidelberg
führte, wo er ihnen ein Gastmahl gab, bey welchem
sonst Alles reichlich vorhanden war, nur das Vrod
fehlte. Als die hohen Gäste nach Brod verlangten,
sagte ihnen der Churfürst: sie möchten jetzt auch ein
wenig mitfühlen, wie es seinen armen Unterthanen
zu Muthe sey, denen sie wider alles Kriegsrecht die
Felder verheert, die Saaten niedergebrannt, und sie
also ihres Brodes beraubt hätten." Churfürft Fried-
rich I ist auch unter den deutschen Fürsten der erste
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Extrahierte Personennamen: Otto_I. Otto_I. Otto Ludwigs_Hl. Ludwigs Friedrich_1. Friedrich Ludwig_Iii Ludwig Ludwig_Iv Ludwig Philipp Philipp Friedrich_I. Friedrich_I. Ulrich_von_Würtemberg Bischof_von_Metz
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während Napoleons Sturz schon durch den Sieg,
den die Alliirten über ihn bey Waterloo erkämpf-
ten (18. Juny 1815) entschieden war.
Bey den Ausgleichungen, welche jetzt, namentlich
zwischen den deutschen Mächten statt fanden, mußte
sich freylich Bayern manchen Verlust gefallen lasten.
Schon im Jahr 1814 hatte es Tyrol und Vorarl-
berg im Austausch gegen Würzburg und Aschaffen-
burg abtreten müssen, im Jabr 1816 verlor es auch
das Inn- und Hausruckvicrtel, und erhielt dagegen
die Ländereyen der jetzigen Pfalz, so wie mehrere
Aemter. Der Verlust war hiebey sehr bedeutend;
doch was war dieses Opfer gegen den Gewinn jenes
Friedens, der seitdem seine Segnungen über alle
Theile unsers glücklichen Vaterlandes ergoß. Der
Landmann wie der Bürger genoßen jetzt wieder in
Sicherheit und Ruhe die Früchte ihres Fleißes; jede
nützliche Bestrebung fand ihre Anerkennung, ihre
Aufmunterung und so viel als möglich ihre Unter-
stützung; eine wohleingerichtete Gensdarmcrie wachte
zwar über die Aufrechterhaltung der polizeylichen Ord-
nung, ihre Aufgabe war jedoch keine sehr schwierige,
das Volk der Bayern fühlte sich glücklich in seinem
schönen, reichen Lande, das jedem Fleißigen sein
mehr als ausreichendes Brod gewährt, fühlte sich
glück.ich unter seinem guten Könige. Wie eine schwere,
verfinsternde Wolke gieng freylich die große Theurung
der Jahre 1816 und 1817 über unser Land dahin.
Damals hat in München der bayrische Schaffet Wei-
zen im Mittelpreis 85 Gulden, der Schäffel Roggen
64, Gerste 51 Gulden, ein Pfund Rindfleisch
15 ^Kreutzer, eine Maß Bier 8 è Kreutzer gekostet,
und viele dieser Lebensbedürfnisse waren noch dazu
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz]]